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Astrid Kasperek
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Antisemitismus- und rassismuskritisches Forum für Bildung und Wissenschaft

Antisemitismus, Rassismus, Islamfeindlichkeit – Migrationsgesellschaft, Konkurrenzen, Bildungsstrategien: Diese Stichworte prägen zunehmend die gesellschaftliche, wissenschaftliche und pädagogische Auseinandersetzung mit Vorurteilen und mit ausgrenzenden Denk- sowie Deutungsmustern. Vielfach schwankt die Diskussion zwischen Eifer und Orientierungslosigkeit, zwischen eindeutigen Positionen und Differenziertheit.

Die Tagungsreihe „Blickwinkel. Antisemitismus- und rassismuskritisches Forum für Bildung und Wissenschaft“ beleuchtet seit 2011 aktuelle Analysen, diskutiert innovative Bildungsansätze und setzt diskurskritische Akzente. Die Veranstaltungsreihe lädt zum Austausch und zur Vernetzung von Wissenschaft und pädagogischer Praxis ein.

 


Ausgerechnet dort, wo künstlerische Positionen und wissenschaftliche Theorien gedeihen und sich konstruktiv befruchten sollen, herrscht seit einigen Jahren ein oft polarisierender Konflikt rund um Antisemitismuskritik und Postkolonialismus. Ob die Debatte um den Historiker und Philosophen Achille Mbembe, in der der Vorwurf der Holocaustrelativierung mit dem des Rassismus beantwortet wurde, oder der Antisemitismusskandal auf der documenta fifteen: Antisemitismuskritik und Postkolonialismus werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft in Konkurrenz zueinander gestellt.

Insbesondere für die historische und politische Bildung, die als Vermittlerinnen von Wissen agieren, ist diese Situation herausfordernd. Noch zeichnet sich kaum ab, wie die mitunter aufgeregten Diskurse produktiv genutzt und Ideen einer inklusiven Erinnerungskultur von Holocaust und Kolonialismus in der Praxis gelebt werden können.

Bei unserer Tagung haben wir uns mit diesen Herausforderungen beschäftigt und dabei einen besonderen Fokus auf das Thema (Post-)Kolonialismus gesetzt. Denn die Fragen nach der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit, ihren realen Folgen in der Gegenwart und die Beziehung von Holocaust und Kolonialismus in der kollektiven Erinnerung sind zentral und müssen jetzt – jenseits von Opferkonkurrenzen – geführt werden.

Zum Programm

 

OBJEKTIV BEGRIFFEN, SUBJEKTIV BETROFFEN.
Zum Verhältnis von Kategorien und Wahrnehmung bei Antisemitismus und Rassismus


Viele Konflikte handeln derzeit davon, wann eine Aussage oder Handlung als rassistisch oder antisemitisch zu bewerten ist. Manchen geht das zu weit, anderen noch nicht weit genug. Begriffe, Kategorien und Definitionen bieten Deutungsmuster fürs Erleben an, das wiederum die Begriffe prägt. Und beide – Begriff und Erleben – sind nicht endgültig fixiert, sondern potenziell veränderbar und kontingent.

Diese Gemengelage lässt sich auch bei Antisemitismus und Rassismus beobachten. Die Zunahme von Debatten in Wissenschaft und politischer Öffentlichkeit, in der pädagogischen Bildung und in den Alltagswelten, die über Formen und Phänomene des Rassismus und Antisemitismus geführt werden, erzeugt vermeintlich präzisere Begriffe, immer wieder aber auch Unsicherheit und Unbehagen. Zudem ist kein Begriff davor gefeit, kritisiert, umgedeutet oder in anderen Kontexten verwendet zu werden. Die Debatte um die Antisemitismus-Definitionen von IHRA und JDA ist dafür ein Beispiel aus jüngerer Zeit. Begriffe und ihre Verwendungszusammenhänge changieren zwischen Verharmlosung und Empörung, Vorwurf und Zurückweisung, Relativierung und Übertreibung, Objektivierungsanspruch und subjektiver Betroffenheit.

2022 trat die BLICKWINKEL-Tagung einen Schritt zurück – und wendete sich den Begriffen und ihren Entstehungsgeschichten zu. Dabei wurden diese ins Verhältnis zu Erscheinungsformen, zum subjektiven Erleben und zur kontextabhängigen Verarbeitung gestellt. Wie kann das subjektive Erleben eines Ereignisses ernst genommen werden, ohne dass damit die kritische Nachfrage oder Systematisierung unmöglich wird? Wie viel begriffliche Präzision und Differenzierung ist in unterschiedlichen Zusammenhängen möglich und nötig? Wie lässt sich verhindern, dass der theoretische Diskurs selbst wieder an sozialen Ausschlüssen mitwirkt, die er eigentlich zu vermeiden versucht? Welche Begriffe, Konzepte, Definitionen und damit Vorstellungswelten von Antisemitismus und Rassismus gab und gibt es, welche Geschichte(n) tragen sie mit sich?

Die 13. Blickwinkel-Tagung fand am 20. und 21. Juni 2022 in Leipzig statt.

Zum Flyer der 13. Blickwinkel-Tagung

Zum Tagungsbericht von Ingolf Seidel

Impressionen zu unserer 13. Blickwinkel-Tagung auf unserem Blog    

GLEICHWERTIG UNGLEICHWERTIG.
Antisemitismus und anti-Schwarzen Rassismus zusammendenken


Antisemitismus und Rassismus treten in den seltensten Fällen isoliert auf; sie sind verflochten, stützen und ergänzen einander. Während öffentlich vielfach die gemeinsame Bekämpfung von Rassismus und Antisemitismus gefordert wird, gibt es in Bildungsarbeit und Wissenschaft oft Kontroversen um die Vereinbarkeit dieses Anspruchs – sei es in Debatten um multidirektionale Erinnerung und die Singularität der Shoa, den Nahostkonflikt oder (vermeintliche) Leerstellen der Postcolonial Studies im Hinblick auf Antisemitismus.

Die 12. Tagung der als antisemitismuskritisches Forum für Bildung und Wissenschaft begründeten Blickwinkel-Reihe beleuchtet das Verhältnis von Antisemitismus und anti-Schwarzem Rassismus, ihre Spezifika und Verschränkungen – besonders im Hinblick auf ihre Funktionen in der postnationalsozialistischen Migrationsgesellschaft, die stets auch eine postkoloniale ist. Fragen nach Opferkonkurrenzen, Ausschlüssen und Leerstellen sind dabei oft bestimmend und lassen gemeinsame Anliegen mitunter in den Hintergrund treten. 

Antisemitismussensibel über Rassismus und rassismussensibel über Antisemitismus sprechen – (wie) ist das möglich? Die Tagung bietet einen transdisziplinären Raum, in welchem genau dies versucht werden soll: die Fronten aufzubrechen, um unterschiedliche Positionen zusammenzuführen, und diskutiert Konsequenzen für die politische Bildungsarbeit.

Zum Flyer mit Programm

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Von Strippenziehern & Terroristen: Ressentiments gegen Jüdinnen und Juden und Muslim*innen in der postnationalsozialistischen Gesellschaft

In Manifesten rechtsextremer Attentäter wie jenen von Utøya, Halle und zuletzt Hanau vermengen sich oftmals verschwörungsideologische und rassistische Motive. So schrieb der Täter von Halle, er habe zuerst ein linkes Zentrum oder aber eine Moschee angreifen wollen, sich dann aber für eine Synagoge entschieden, da hier die „Wurzel“ des Problems liege. Auch der Mann, der im Februar 2020 in Hanau zehn Menschen erschoss, hatte zuvor in einer Art „Manifest“ die Vorstellung von geheimen Mächten, die im Hintergrund operieren, mit dem „Hochverrat an Deutschen“ durch Migration zusammengebracht.

Im antisemitischen Weltbild sind Jüdinnen und Juden mächtige Strippenzieher im Hintergrund, die etwa die fantasierte „Überfremdung“ Deutschlands durch Muslim*innen steuern. Antisemitische Verschwörungstheorien und antimuslimischer Rassismus gehen hier Hand in Hand. Die Unterlegenheitsunterstellung im Rassismus geht einher mit einer Überlegenheitsunterstellung im Antisemitismus: Ersteres dient dazu, sich selbst über die Abwertung des Anderen aufzuwerten, und letzteres, mit der Kränkung umzugehen, doch nicht so großartig zu sein, sondern gesellschaftlichen Zwängen gegenüber ziemlich machtlos.

In der Diskussion um Antisemitismus unter Muslim*innen, die stigmatisierende Wirkung eines generalisierenden Antisemitismusverdachts bei Muslim*innen oder mögliche Allianzen zwischen Jüdinnen und Juden und Muslim*innen kommt die Analyse des Zusammenwirkens von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus oft zu kurz. Die Tagung beleuchtet diesen Zusammenhang transdisziplinär und diskutiert Konsequenzen für die politische Bildungsarbeit.

Tagungsbericht als pdf
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Die Rückseite der Nation – Nationalismus und Antisemitismus

Im Jahr 2010 hat die Sarrazin-Debatte eine Wende eingeleitet. Schien der „Nationalstolz“ während der Fußballweltmeisterschaft 2006 noch positiv besetzt, so zeigte er seitdem wieder sein wahres Gesicht. Das Eigene und das Fremde kamen wieder stärker zum Tragen. Der positiv konnotierte Patriotismus schlug an vielen Stellen um in aggressiven Nationalismus, dem nicht nur Rassismus,sondern auch Antisemitismus immanent ist. Jüdinnen und Juden passen nicht in die Logik des Nationalismus. Sie gelten als die „Dritten der Nation“, als außerhalb der binären Weltsicht vom Eigenem und dem Fremden stehend.Sie verkörpern Ambivalenzen, Konflikte und Widersprüche und damit scheinbar alles, was die nationale Einheit gefährden könnte. Ethnischer Nationalismus durch Rückbesinnung auf nationale Mythen und die Entwertung anderer Nationalitäten, ethnischer Gruppen und gesellschaftlicher Minderheiten findet sich in allen Teile der Gesellschaft, auch bei jenen, die aus aller Welt kommend in Deutschland zu Hause sind.

Die BLICKWINKEL-Tagung will deshalb 2019, unter dem Titel „Die Rückseite der Nation“ sowohl den „autochthonen“ deutschen als auch den ethnischen Nationalismus von „Migrant*innen“ vor der Folie eines antisemitismuskritischen Ansatzes reflektieren. Wir fragen, was nationales Bewusstsein heute mit antijüdischen Ressentiment zu tun hat. Was das Problematische am Nationalismus ist und ob Unterschiede zum Patriotismus bestehen. Kann Nationalismus ohne die Ausgrenzung von Minderheiten funktionieren? Welche pädagogischen Konzepte eignen sich zum Umgang mit Nationalismus?

Blickwinkel 2019 Tagungsbericht als PDF

Radikal antisemitisch! Bildungsansätze - Prävention - Intervention

Radikale Ideologien sind für junge Menschen heute offenbar besonders anziehend. In gesellschaftlichen Krisensituationen, in denen die Unsicherheiten der Moderne als belastend erlebt und die eigene Identität bedroht scheint, bieten Angebote von rechtsextremen oder islamistischen Gruppen vermeintlich Halt und Klarheit in unüberschaubaren Verhältnissen.

Antisemitismus bildet dabei einen Schlüsselbegriff zum Verständnis radikaler Ideologien. Juden und Jüdinnen gelten und galten in der Geschichte immer wieder als Verkörperung von Ambivalenzen und Widersprüchen, die sich Menschen nicht ohne weiteres erklären konnten oder abwehren wollten. Der Hass gegen sie ist ein Hass gegen das Unterschiedliche, gegen das, was die eigene – vielmals gerade erst gefundene – Identität infrage stellen könnte.

Je radikaler die Abwehr des Anderen, desto radikaler kann die eigene Identität gefasst werden. Radikale Ideologien wandeln Ängste von Adoleszenten in Aggression gegen alle um, die das eigene Weltbild verunsichern könnten. Eigene Unsicherheiten werden auf diese Weise erfolgreich verschleiert.

Gleichzeitig richtet sich der Hass aber nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Radikalisierung verlangt von den Einzelnen, sich selbst zu disziplinieren, sich stufenweise immer weiter den Anforderungen der radikalen Ideologie zu beugen, sich z. B. Lust und Unbefangenheit zu versagen für den Kampf im rechtsterroristischen Untergrund bis hin zur Selbstopferung im Jihadismus.

Wie aber vermittelt sich diese Bereitschaft zur totalen Anpassung bis hin zur Selbstaufgabe? Welche Rolle nimmt Antisemitismus dabei ein? Welche Bedeutung hat die Geschlechtsidentität im Radikalisierungsprozess? Und wie kann die antisemitismuskritische Bildungsarbeit auf Radikalisierung reagieren? Wir haben Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen und Akteur*innen aus der Stadtteilarbeit, Mediation, Beratung und Bildungsarbeit dazu eingeladen, diese Fragen gemeinsam auf der 9. Blickwinkel-Tagung zu diskutieren.

Blickwinkel 2018 Tagungsbericht als PDF

Rechtspopulismus und Judenfeindschaft: Kontinuitäten – Brüche – Herausforderungen

Die Zunahme von Rechtspopulismus und Nationalchauvinismus in Deutschland, Europa und den USA stellt die antisemitismuskritische Bildungsarbeit vor neue Herausforderungen. Das lautstarke Wüten gegen eine imaginierte „Überfremdung“ des eigenen „Volkes“ durch Migrant*innen verdeckt das antisemitische Ressentiment, das sich über Umwege Ausdruck verleiht.
So ist in der Rede von der „Lügenpresse“ unschwer das Stereotyp jüdisch kontrollierter Medien zu erkennen, die „Kritik der Zinsgeldknechtschaft“ verweist auf das antisemitische Bild des jüdischen Wucherers und die Vorstellung, eine sinistre Fremdgruppe orchestriere die vermehrte Einwanderung von Flüchtlingen, schließt an das alte Phantasma an, die Juden würden den Nationalstaat untergraben.

Die Bilder, derer sich bedient wird, verraten ihre antisemitische Herkunft nicht offen, sondern gerieren sich als Sorge um einen wahrgenommenen Verlust „völkischer und nationaler Selbstbestimmung“ – eine Angst, die mit der Wahl Trumps zum 45. Präsidenten der USA international ihre Anerkennung zu finden droht.

Nicht selten wird dabei in vorauseilender Schuldabwehr die vermeintliche Nähe zu Jüdinnen und Juden bemüht, etwa in der Rückbesinnung auf ein „jüdisch-christliches Abendland“, die den historischen Antijudaismus ignoriert. Mit dieser Instrumentalisierung von Jüdinnen und Juden sollen einerseits Muslime und Muslimas exkludiert und andererseits – im Falle Deutschlands – der Schuldzusammenhang gelockert werden, der die herbeigesehnte Volksgemeinschaft mit dem Nationalsozialismus verbindet. Dessen Erbe scheint einer ungebrochenen nationalen Identität im Weg zu stehen.

Die achte Blickwinkel-Tagung widmet sich der Frage, wie antisemitismuskritische Bildung auf das Erstarken rechtpopulistischer Einstellungen in der „Mitte der Gesellschaft“ reagieren kann.

Wir laden Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen, Akteur*innen aus Stadtteilarbeit, Mediation, Beratung und Bildungsarbeit herzlich ein.

Blickwinkel 2017 Tagungsbericht

Kommunikation: Latenzen – Projektionen – Handlungsfelder

Die Ablehnung des Antisemitismus ist Staatsraison der Bundesrepublik Deutschland. Auch deshalb werden antisemitische Ressentiments und Vorurteile selten offen geäußert. Das heißt allerdings nicht, dass der Antisemitismus überwunden ist – weder in medialen, politischen und pädagogischen noch in privaten Diskursen. Vielmehr artikuliert sich Antisemitismus heute häufig in einer Form, die in der Forschung mit dem Konzept der „Kommunikationslatenz“ beschrieben wird. „Gerüchte über Juden“ erscheinen als vorhandene, aber sozial unerwünschte Einstellungen und Meinungen, die in der Gesellschaft kommuniziert werden.

Dabei wird die Kommunikation im Netz, in Internetforen und im Social Web immer wichtiger. Im Jahr 2014 war laut jugendschutz.net vor dem Hintergrund der gewaltsamen Auseinandersetzungen im Nahen Osten eine Zunahme antisemitischer Posts in Sozialen Netzwerken festzustellen. Die Neuen Medien fordern von der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus Strategien: Die Kommunikation erfolgt schneller und häufig anonym, der Ton ist oft besonders aggressiv, verletzend und manchmal sogar bedrohlich.

Vor diesem Hintergrund möchten wir den Austausch von Wissenschaft und Praxis aktiv fördern: Wie äußert sich Antisemitismus in der Alltagskommunikation, in der Gesellschaft und in der Bildung? Wie können Wissenschaftler*innen und Pädagog*innen mit Kommunikationslatenz umgehen? Wie hat sich die Artikulation antisemitischer Stereotype und Weltbilder im digitalen Zeitalter verändert – und was kann man dagegen tun?

Die siebte Blickwinkel-Tagung widmet sich der Frage, wie Antisemitismus heute kommuniziert wird und setzt sich dabei auch mit dem Potential der „alten“ und „neuen“ Medien in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit auseinander.

Wir laden Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen, Akteure aus Stadtteilarbeit, Mediation und Beratung sowie Bildungsverantwortliche herzlich ein.

Blickwinkel 2016 Tagungsbericht

Religion: Diskurse - Reflexionen - Bildungsansätze

In jüngsten Debatten zu Antisemitismus wird immer wieder die besondere „Anfälligkeit“ von jungen Muslim_innen diskutiert. Und die Pädagogik wird aufgefordert, aktiv zu werden, oder die Wissenschaft, Erklärung zu geben. Hat Antisemitismus etwas mit Religion bzw. mit Religionszugehörigkeit zu tun?

Die lange Tradition des Antijudaismus sowie der Antisemitismus im Christentum und die aktuellen Formen eines islamistischen Antisemitismus in Europa werfen Fragen nach diesem Zusammenhang auf. Zugleich werden populistische und ausgrenzende Positionen gegenüber Muslim_innen verstärkt mit angeblichen religiösen Prägungen verknüpft, wenn etwa über ein vermeintlich „christlich-jüdisches Abendland“ gesprochen wird.

Vor diesem Hintergrund laden wir zu einem Austausch von Wissenschaft und Praxis ein: Welche Vorstellungen über Religion und Zugehörigkeit sind mit solchen Positionen verbunden? Welche Zuschreibungen, Projektionen und Differenzkategorien werden dabei transportiert? Welche Erklä- rungsmuster für Antisemitismus kommen wie zum Einsatz? Nicht zuletzt ist zu fragen, wie Vorstellungen über das Verhältnis von Religion und Säkularität in eine antisemitismuskritische Demokratiebildung hineinwirken.

In Bezug auf verschiedene pädagogische Ansätze wird ausgelotet, wie ein reflektierter, geschichtsbewusster und differenzsensibler Umgang mit Religion und Religiosität sowie mit religiös aufgeladenen kulturellen Zuschreibungen für eine antisemitismuskritische Bildung gestaltet werden kann.

Blickwinkel 2015 Tagungsbericht

Antisemitismus und Rassismus - Verflechtungen?

Das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus wird in Wissenschaft, Bildung und Gesellschaft kontrovers diskutiert: Ist Antisemitismus eine Form von Rassismus? Kann Rassismus als Abwertung von „denen da unten“ betrachtet werden und Antisemitismus als Aufruhr gegen diejenigen, die vermeintlich „da oben“ stehen? Sind Antisemitismus und Rassismus verschiedene Phänomene oder miteinander verflochten?

Wie können PädagogInnen in einer postkolonialen und postnationalsozialistischen Migrationsgesellschaft in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit angemessen Rassismus berücksichtigen? Wie sind Rechtsextremismus und Islamfeindlichkeit dabei zu verorten? Wie nehmen Menschen, die von Antisemitismus und Rassismus betroffen sind, Zusammenhänge und Unterschiede wahr? Und besprechen und reflektieren jene Institutionen, die beanspruchen, antisemitismuskritisch, rassismuskritisch oder inklusiv tätig zu sein, Antisemitismus und Rassismus?

Ob und wie Antisemitismus und Rassismus als verflochten, unterschiedlich oder zusammen gedacht werden: Das ist folgenreich für die pädagogische Praxis einer Migrationsgesellschaft, in der verschiedene Erfahrungen von Ungleichheit aufeinander treffen. Die 5. „Blickwinkel“-Tagung „Antisemitismus und Rassismus – Verflechtungen?“ bietet Gelegenheit, hierzu Positionen, Forschungskonzepte, Geschichtsbilder und Interpretationsmuster auszuloten.

Dazu laden wir WissenschaftlerInnen, PädagogInnen sowie Bildungsverantwortliche zu einem kritischen Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen herzlich ein.

Blickwinkel 2014 Tagungsbericht