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Der Kulturbetrieb als Konfliktherd - Was ist passiert?

Der Kulturbetrieb ist ein Konfliktherd, das zeigte die documenta fifteen wie unter einem Brennglas. Die Installation der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi auf der Kasseler Kunstausstellung, die am 18. Juni 2022 eröffnet wurde, sorgte für einen gewaltigen Antisemitismusskandal. Doch bereits Monate vor der Eröffnung befürchteten Kritiker*innen, dass antisemitische Kunst gezeigt werden könnte. In einem Interview in unserem Blog fasst unser Direktor Prof. Dr. Meron Mendel die Ereignisse in Kürze zusammen.

Um einen ersten Impuls zu der verschleppten Debatte um Antisemitismus in der Kunst zu geben, veranstalteten wir in Kassel deshalb am 26. Juni 2022 ein Podium zum Thema. Dabei zeigte sich deutlich, wie tief die Gräben inzwischen sind, doch wir nahmen auch die Bereitschaft wahr, daran zu arbeiten und wägten uns im vorsichtigen Optimismus. Der Mitschnitt der Veranstaltung kann auf dieser Seite oder auf unserem YouTube-Kanal angeschaut werden.

Leider gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der documenta jedoch als äußerst schwierig, deshalb haben wir uns aus der Beratertätigkeit, die u.a. die Untersuchung der weiteren Kunstwerke auf antisemitische Bildsprache beinhalten sollte, zurückgezogen. Mehr dazu können Sie in unserer Pressemitteilung nachlesen.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema muss trotzdem weiter gehen – deshalb waren wir im Sommer einen Monat lang mit einem eigenen Aufklärungsstand auf der documenta fifteen vertreten und veranstalteten am 22. September 2022 in Frankfurt das Podium „Kunst & Kontext“, das ebenfalls auf unserem YouTube-Kanal nachgeschaut werden kann. 

Stand: September 2022


Rückblick auf die Antisemitismusdebatte auf der documenta fifteen -
Chancen und Grenzen des Dialogs

Im folgenden Video zum Abschluss der documenta blicken wir zurück auf die Ausstellung, in der wir den Dialog gesucht und oft an unsere Grenzen gestoßen sind und fassen die Ereignisse zusammen. Mit unseren Kolleg*innen Julia Alfandari (Leitung Politische Bildung) und Prof. Dr. Meron Mendel (Direktor) ziehen wir darin Bilanz und versuchen uns an einem Blick in die Zukunft des Kulturbetriebs.

Sie können das Video hier anschauen:

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Unser Podium „Kunst & Kontext - Von der Mbembe-Debatte bis zur documenta fifteen“
am 22. September 2022 in Frankfurt am Main

Impressionen von der Podiumsdiskussion „Kunst & Kontext" (Fotos: Christian Schuller)

Im Rahmen unserer BEYOND-Konferenz veranstalteten wir am 22. September 2022 das Podium „Kunst & Kontext - Von der Mbembe-Debatte bis zur documenta fifteen: Der Kunst- und Kulturbetrieb zwischen Antisemitismuskritik und Postkolonialismus". Die Veranstaltung fand in der University of  Applied Sciences statt und wurde als Livestream via YouTube übertragen.

Unsere Gäste waren:
Hito Steyerl (Filmemacherin, Autorin & Videokünstlerin)
Nele Pollatschek (Autorin)
Julia Yael Alfandari (Leitung Politische Bildung, Bildungsstätte Anne Frank)

Moderation: René Aguigah (Deutschlandfunk)

Ausgerechnet im Kunst- und Kulturbetrieb, wo künstlerische Positionen, Wissen und Identitäten ausgehandelt und vermittelt werden, bricht sich seit einigen Jahren ein besonders polarisierter Meinungsstreit über Rassismus und Antisemitismus bahn, der die Komplexität mehrdimensionaler Identitäten verkennt. Rund um internationale Kulturveranstaltungen werden erbitterte Auseinandersetzungen geführt zwischen Vertreter*innen postkolonialer, rassismuskritischer Positionen und Palästina-Solidarität auf der einen und Vertreter*innen von Antisemitismuskritik und Israel-Solidarität auf der anderen Seite. Rund um die documenta fifteen in Kassel hat sich dieser Konflikt zuletzt besonders deutlich gezeigt. Trotz monatelanger Debatten im Vorfeld der Eröffnung ist es nicht gelungen, sich einen Weg durch das Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit und offensichtlich antisemitischen Darstellungen zu bahnen.

Das Podium hatte das Ziel Positionen der Antisemitismuskritik, der Rassismuskritik und des Postkolonialismus in einen Dialog bringen, jeweilige Leerstellen kritisch in den Blick nehmen und den verhärteten Fronten in dieser Debatte möglichst konstruktiv entgegenarbeiten. 

Die Aufzeichnung der Veranstaltung auf YouTube können Sie sich hier anschauen:

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Über unsere Aufklärungsarbeit
auf der documenta fifteen

Einige Sommerwochen lang, leistete das Team der Bildungsstätte Anne Frank mit einem Infostand auf der documenta in Kassel Aufklärungsarbeit zu antisemitischer Bildsprache und der Gefahr von Antisemitismus. Zu finden war der Stand am Rande des Friedrichsplatzes, Ecke Schöne Aussicht. Dort war unser Team bis zum 19. August (Dienstag, Mittwoch und Freitag von 12-17 Uhr) vertreten.

Entsprechende Infoflyer in deutscher und englischer Sprache können Sie hier herunterladen:

Jetzt Flyer downloaden!

Flyer „Ein Wimmelbild von einem Konflikt“
Flyer „A mural of conflict“
Flyer „Antisemitismus ist keine Kunst“
Flyer „It’s not Art, it’s Antisemitism!“

Am 16. August 2022 haben wir unsere pädagogische Leiterin Julia Alfandari nach ihren Erfahrungen vor Ort gefragt. Das Interview, in dem sie u.a. darauf eingeht, dass Antisemitismus und Verschwörungstheorien auch im starken Maße im bildungsbürgerlichen Milieu verbreitet sind, finden Sie in unserem Blog


Meron Mendel gibt Beraterfunktion für documenta auf

Nachdem die documenta angekündigt hatte, von Antisemitismusexpert*innen – u.a. unserem Direktor Meron Mendel – prüfen zu lassen, ob noch weitere Werke mit antisemitischen Motiven auf der Schau vertreten sind, ist die versprochene Aufklärung zunächst lange Zeit ausgeblieben.

Meron Mendel hatte deshalb sein Angebot, die documenta in der Sache zu beraten im Juli 2022, zurückgezogen, nachdem die Generaldirektorin weder geeignete Rahmenbedingungen geschaffen noch ein angemessenes Tempo an den Tag gelegt hat. Mehr dazu in unserer Pressemitteilung vom 8. Juli 2022.  


Podium „Antisemitismus in der Kunst“
am 29. Juni 2022 in Kassel

Impressionen von der Podiumsdiskussion „Antisemitismus in der Kunst" (Fotos: Florian Menath)

Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem – sowohl in Deutschland als auch global. Das zeigte sich zuletzt sehr deutlich durch die antisemitische Bildsprache in einer Installation auf der globalen Kunstausstellung documenta fifteen, die für einen Eklat sorgte.

Wie konnte es dazu kommen? Was braucht es, damit die polarisierte Situation nicht noch weiter eskaliert? Wie kann sowohl Zensur als auch antisemitische Kunst vermieden werden? Bei unserem Podium „Antisemitismus in der Kunst“ am 29. Juni 2022 versuchten wir eine erste Problemdiagnose zum Verhältnis von Kunst und Antisemitismus, auch und besonders mit Blick auf den Staat Israel und den Vorfall auf der documenta fifteen. Wer unserem Livestream verpasst hat, findet den Mitschnitt der Veranstaltung nun auf YouTube oder hier.

Die Teilnehmenden des Podiums waren:

Prof. Dr. Nikita Dhawan, Professorin für politische Theorie und Ideengeschichte, TU Dresden
Prof. Dr. Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland
Prof. Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank
Adam Szymczyk, freier Kurator und Autor, Zürich, Künstlerischer Leiter der documenta 14 in Athen und Kassel (2017) und ist Curator at Large Stedelijk Museum Amsterdam
Hortensia Völckers, künstlerische Direktorin und Vorstandsmitglied der Kulturstiftung des Bundes

Moderation: Stefan Koldehoff, Deutschlandfunk  

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Auswahl von Pressestimmen zu den Ereignissen

Süddeutsche Zeitung, 28. Juli, Mendel „fassungslos“ über neue Funde auf der documenta

Tagesschau, 16. Juli 2022, „Situation extrem festgefahren“, Meron Mendel zum Antisemitismus-Eklat

Hessenschau, 13. Juli 2022, Meron Mendel im Interview: „documenta-Leitung nutze mich als Feigenblatt“

Deutschlandfunk, 13. Juli 2022, Unwahrheiten – Meron Mendel zur Erklärungen der documenta-Chefin Sabine Schormann

Süddeutsche, 10. Juli 2022, „Verletzte Gefühle sind nicht der Maßstab“ (SZ-Plus)

Spiegel Online, 8. Juli 2022, „Antisemitismusexperte Mendel gibt Beraterfunktion für die Documenta auf“ (Spiegel-Abo), als Kurzfassung frei verfügbar

Der Tagesspiegel, 8. Juli 2022, Kein Ende beim Documenta-Skandal – Berater Meron Mendel tritt zurück

FAZ, 8. Juli 2022, Documenta-Berater Meron Mendel gibt auf

hessenschau, 8. Juli 2022, Meron Mendel nicht mehr länger Berater der documenta

Deutschlandfunk, 30 Juni 2022, Keine Auseinandersetzung möglich?, Interview mit Meron Mendel

Zeit Online, 30. Juni 2022, documenta: Forderungen reichen von Dialog bis Schließung

Der Tagesspiegel, 29. Juni 2022, Podiumsdiskussion nach Antisemitismusskandal auf documenta

Hessenschau, 30. Juni 2022, Diskussion "Antisemitismus in der Kunst"

Die Welt, 30. Juni 2022, Antisemitismus könne man nicht per Dekret entfernen, sagt die Ministerin

Weitere Pressestimmen zu der Thematik finden Sie gebündelt in unserem:
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