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Text: Ayesha Khan / Armin Razmpush
Datum: 30. August 2021
 


“Same procedure as every year”, so könnte man die Debatten um die zahlreichen “M-Apotheken” in Deutschland umschreiben. Wann immer eine Umbenennung einer solchen Apotheke gefordert wird, gibt es eine große mediale Diskussion. Immer werden dabei dieselben Argumente zur Verteidigung des Namens herangezogen, ohne dass aus früheren Debatten gelernt würde. Denn die historisch-linguistischen Forschung kommt ganz überwiegend zu dem Schluss, dass der M-Begriff eindeutig rassistisch ist und auch nie eine neutrale Verwendungsweise hatte: im besten Fall exotisierend (“edle Wilde”), im schlimmsten Fall enthumanisierend.

  Und selbst, wenn man die Sprachgeschichte außen vor lässt: Aus unserer Sicht sind auch Unternehmer*innen gut beraten, an Orten, die der Gesundheit der Allgemeinbevölkerung dienen, besser nicht mit Begriffen operieren, die Teile der Bevölkerung stigmatisieren.

  Immer öfter sehen auch Apotheker*innen ein, dass der Begriff nicht mehr zeitgemäß ist: In München beispielsweise hat ein Inhaber gleich zwei seiner Betriebe umbenannt. In Berlin wurde die Umbenennung der M-Straße in die Anton-Wilhelm-Amo-Straße beschlossen, die an den ersten bekannten Philosophen und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft in Deutschland erinnert.

  Nicht immer geht es allerdings so einfach: Im hessischen Friedberg sieht sich momentan eine Gruppe, die sich für die Namensänderung einer örtlichen Apotheke einsetzt, zunehmenden Anfeindungen auf Social Media ausgesetzt, von rassistischen Beleidigungen (“Affen”) bis hin zu offenen Morddrohungen. Es fällt schwer, an die Harmlosigkeit eines Begriffs zu glauben, zu dessen Verteidigung mit solchen Mitteln gearbeitet wird.


  Weiterführende Texte:
Anatol Stefanowitsch, Eine Straße für Nelson Mandela