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Vom 17. bis zum 21. September 1991 griffen Neonazis ein Wohnheim für Vertragsarbeiter*innen aus Mosambik und Vietnam sowie eine Unterkunft für Geflüchtete an und attackierten die Menschen dabei mit Molotowcocktails und Steinen.

Diese Übergriffe ereigneten sich bereits knapp ein Jahr vor dem Pogrom in Rostock-Lichterhagen und bilden somit den Anfang einer Reihe rassistischer Gewalttaten gegen Asylsuchende und Vertragsarbeiter*innen im wiedervereinigten Deutschland der 1990er-Jahre.

Die rassistischen Ausschreitungen begannen am späten Nachmittag des 17. September 1991, als vietnamesische Händler*innen auf dem Marktplatz von einer Gruppe Rechtsradikaler angegriffen wurden und in ein Wohnheim für Vertragsarbeiter*innen aus Mosambik und Vietnam in der Albert-Schweizer-Straße flohen. Anschließend sammelte sich eine Gruppe von Neonazis vor dem Haus und attackierte es mit Steinen.

Einen Tag später versammelte sich ein noch größerer gewalttätiger Mob vor dem Gebäude. Neben Neonazis standen dort nun auch Anwohner*innen und Menschen aus der ganzen Stadt, klatschten Beifall und feuerten die Gewalttäter an. Die Menge vor dem Gebäude wuchs in den darauffolgenden Tagen auf bis zu 500 Menschen, doch niemand griff ein.

Die Ausschreitungen hielten bis zum 20. September an, erst dann sperrte die Polizei das Areal ab. Daraufhin zog der Mob zur Unterkunft für Geflüchtete in der Thomas-Münzer-Straße und griff die mehr als 200 dort lebenden Menschen mit Steinen und Molotowcocktails an. Erst am 23. September 1991 evakuierte die Polizei das Gebäude. Die Geflüchteten wurden mit Bussen aus der Stadt gebracht. Der Polizei wurde vorgeworfen, nicht rechtzeitig genug getan zu haben, um die fast einwöchigen Ausschreitungen zu stoppen.

Auf das Pogrom in Hoyerswerda folgten zahlreiche rechtsradikale Gewalttaten auf Unterkünfte für Geflüchtete, darunter in Sachsen, Thüringen, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Die fehlende Aufarbeitung der Ereignisse in Hoyerswerda machte die späteren Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen und alle weiteren Anschläge möglich.

Wenn davon ausgegangen wird, dass die rassistischen Anschläge in den 1990er-Jahren ausschließlich ein ostdeutsches Problem gewesen seien, verkennt man die Tatsache, dass es ganz Deutschland betrifft. Beispielsweise zog 1991 die rechtsradikale Partei „Deutsche Volksunion“ (DVU) in Fraktionsstärke in die Bremer Bürgerschaft und 1992 in den Landtag von Schleswig-Holstein ein. Die rechten „Republikaner“ bekamen bei der Landtagswahl 1992 in Baden-Württemberg 10,9 Prozent der Stimmen.

Auf die Ausschreitungen folgte der „Asylkompromiss“, bei dem de facto das Grundrecht auf Asyl in Deutschland abgeschaffen wurde. Dies führte zu massenhaften Abschiebungen. Die Folgen dieser Politik manifestieren sich bis heute in den prekären Lebensbedingungen ehemaliger Vertragsarbeiter*innen. Viele vietnamesische Familien sind bis heute von den Auswirkungen betroffen, auch wenn inzwischen die dritte Generation hier in Deutschland lebt. Ehemalige Vertragsarbeiter*innen aus Mosambik kämpfen noch immer um eine Auszahlung der einbehaltenen Löhne von damals.