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„Wir werden weiterhin dorthin gehen, wo es unbequem ist – nur so lässt sich Veränderung bewirken“

2024 feierte die Bildungsstätte Anne Frank ihr 30-jähriges Jubiläum und schaute auf eine bewegte Geschichte zurück – und forderte mit Blick nach vorne Politik und Gesellschaft dazu auf, den Kampf zur Verteidigung der Demokratie entschlossener zu führen.

Frotocredits: (c) Felix Schmitt

Das Jubiläumsfest im Frankfurter Römer

Im Beisein zahlreicher Wegbegleiter*innen würdigte Oberbürgermeister Mike Josef das 30-jährige Bestehen der Bildungsstätte am Donnerstag, den 05. September 2024 bei einer Feierstunde im Frankfurter Römer – mit prominentem Grußwort von Elke Büdenbender, Verwaltungsrichterin, Frau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und Mitglied im Kuratorium der Bildungsstätte Anne Frank, und einem Festvortrag des Historikers Dan Diner: „Die Bildungsstätte Anne Frank ist aus der Frankfurter Gesellschaft und der Bildungslandschaft insgesamt nicht mehr wegzudenken“, sagte Elke Büdenbender. Sie lobte insbesondere die Jugendbildungsangebote der Bildungsstätte im digitalen Raum und betonte mit Bezug auf ein Zitat Anne Franks: „Herzlichen Dank, dass sie ganz im Sinne Ihrer Namensgeberin ‚keinen Moment länger warten, die Welt zum Besseren zu verändern‘‘‘.

Oberbürgermeister Mike Josef hatte zuvor betont: „Als Stadt Frankfurt können wir sagen: Was für ein Glück, dass wir die Bildungsstätte haben! Ein Glück auch und vor allem da, wo sie es uns nicht leichtmacht, auch da, wo sie unsere Bequemlichkeit, unsere Selbstzufriedenheit herausfordert. Die Bildungsstätte Anne Frank macht Frankfurt überhaupt erst zu einem Standort der politischen Bildung. Sie gestaltet bundesweit Debatten mit, ist Kompass und Orientierung im politischen Minenfeld.“ Er würdigte die Bildungsstätte als „eine Institution gewordenes ‚Nein‘: Nein zum Vergessen, Nein zu Menschenfeindlichkeit und Hetze, Nein gegen Hass“ – in Anlehnung an das Zitat „zu jedem Unrecht sofort nein sagen” der 2022 verstorbenen Frankfurter Ehrenbürgerin Trude Simonsohn, einer langjährigen Wegbegleiterin der Bildungsstätte.
 

Ausblick: Politische Bildung in Zeiten multipler Krisen

„Die Bildungsstätte Anne Frank hat sich nie gescheut, den Finger in die Wunden gesellschaftlicher Konflikte zu legen und in aktuellen Debatten zu intervenieren. Das werden wir auch weiterhin tun, denn Rassismus, Antisemitismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit lassen sich oft nur gegen Widerstände abbauen“, betonen die Direktor*innen Meron Mendel und Deborah Schnabel unisono. „Es braucht zeitgemäße Bildungsansätze und einen langen Atem, um strukturelle Diskriminierung und menschenfeindliche Ideologien zu bekämpfen und die Gesellschaft zum Positiven zu verändern. Wir werden auch künftig weiterhin dorthin gehen, wo es unbequem ist – nur so lassen sich nachhaltig Veränderungen erwirken
 

Würdigung der Gründungsgeneration

Gabriele Scherle, Vorstandsvorsitzende der Bildungsstätte Anne Frank, würdigte bei der Feierstunde die Gründungsgeneration des gemeinnützigen Vereins: „Die Gründung und die weitere Geschichte der Bildungsstätte Anne Frank gehören in den Zusammenhang der deutschen Diskussion um eine angemessene Erinnerungs- und Gedenkkultur nach Auschwitz.“

Bereits seit den 1960er-Jahren hatte sich Annes Vater Otto Frank dafür eingesetzt, in Frankfurt eine Begegnungsstätte zur Erinnerung an seine Tochter zu schaffen. 1929 in Frankfurt am Main geboren, hatte Anne Frank mit ihrer Familie ihre ersten vier Lebensjahre in der Stadt verbracht, ehe die Familie 1933 vor der nationalsozialistischen Verfolgung ins Exil nach Amsterdam floh. Auch gegen Widerstände in der Stadtgesellschaft waren es engagierte Bürger*innen, die am Dornbusch, wo die Familie Frank einst gelebt hatte, ein Spurensucheprojekt initiierten und 1994 die Gründung der Jugendbegegnungsstätte Anne Frank ermöglichten. Mit Unterstützung des Frankfurter Jugendrings fand der junge Verein ein dauerhaftes Zuhause im früheren „Haus der Jugend“ an der Hansaallee 150 am Dornbusch.