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„Komisch, oder?“ –
Unsere Kampagne gegen Diskriminierung

Mit unserer Video-Reihe „Komisch, oder?“ laden wir dazu ein, mehr über Rassismus und Antisemitismus zu sprechen. In unseren Videos findest du viele Klischees und Vorurteile wieder. Wir haben uns bemüht, sie so zu spiegeln, dass sie sich nicht gegen die Betroffenen richten. Da merkt man sofort beim Zuschauen: Hier stimmt was nicht!   


„Typisch Kopftuch“ –
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So verbreitet sind antimuslimische Vorurteile: Jede*r Zweite in Deutschland stimmt muslimfeindlichen Aussagen zu. Das wirkt sich massiv auf den Alltag von Betroffenen aus. In einer Untersuchung von Claim – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit gaben 78% der befragten muslimischen und muslimisch gelesenen Personen an, von Diskriminierung oder Übergriffen betroffen zu sein. Ob in der Straßenbahn, bei der Wohnungssuche oder in der Schule – antimuslimischer Rassismus beeinflusst jeden Lebensbereich.

Vielleicht hast du Freund*innen oder Bekannte, die sich noch nicht mit antimuslimischem Rassismus auseinandergesetzt haben. Leite ihnen das Video gerne weiter – daraus kann sich ein Gespräch über Diskriminierung und Vorurteile ergeben.


Warum ist es so schwierig, mit Nicht-Betroffenen über Diskriminierung zu sprechen?

Vielleicht hattest du auch schon mal die Situation: Eine verwandte oder befreundete Person sagt etwas Rassistisches, und du willst sie darauf ansprechen. Aber du weißt ganz genau: Sobald du sagst, dass es sich um eine diskriminierende Aussage handelt, wird sich deine Freundin oder dein Onkel angegriffen fühlen. „Ich bin doch kein Rassist!“, bekommst du dann vielleicht zu hören. 

Hinter solchen Abwehrreaktionen stecken mehrere Missverständnisse. Um miteinander ins Gespräch zu kommen, hilft es, nachzuvollziehen, wie die andere Person über Rassismus und Antisemitismus denkt – und manchmal kann auch ein humorvoller Einstieg eine andere Perspektive eröffnen.  


„Oktoberfest Profiling“ –
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Deutschland hat bei der Studie „Being black in the EU“ im europäischen Vergleich am schlechtesten abgeschnitten: 76% der afrodeutschen und Schwarzen Befragten gaben an, dass sie in den letzten Jahren rassistische Diskriminierung erfahren haben. So viel wie in keinem anderen der untersuchten Länder. Als Schwarze Person in Deutschland zu leben, bedeutet, im Alltag Angst vor Übergriffen haben zu müssen – 79% fürchten sich laut der Studie vor verbalen und tätlichen Angriffen.

Vielleicht hast du Freund*innen oder Bekannte, die sich noch nicht mit antischwarzem Rassismus auseinandergesetzt haben. Leite ihnen das Video gerne weiter – daraus kann sich ein Gespräch über Diskriminierung und Vorurteile ergeben.


Missverständnisse
und Abwehr-Reaktionen

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Antisemitismus und Rassismus strukturell verankert sind. Was kompliziert klingt, bedeutet ganz konkret, dass es nicht ein Problem von einzelnen Personen ist, die sich rassistisch oder antisemitisch verhalten, sondern dass es tiefer geht: Beide Diskriminierungsformen haben eine lange Geschichte und wirken sich bis heute auf öffentliche Institutionen und Debatten aus. Während sich Rassismus etwa in Benachteiligung in der Schule, schlechterer Gesundheitsversorgung, Marginalisierung in der Wissenschaft und verstärkten Polizei-Kontrollen ausdrückt, bestehen antisemitische Codes in Verschwörungserzählungen und Israelhass fort. Nicht-Betroffenen ist das häufig nicht bewusst.

Dass Nicht-Betroffene die strukturelle Komponente von Diskriminierung nicht wahrnehmen, bezeichnet die Sozialwissenschaftlerin Peggy McIntosh als White Privilege: Man wird nie anlasslos von der Polizei kontrolliert, man wird nicht gefragt, “woher man kommt”, man kann Make-up in der eigenen Hautfarbe kaufen und so weiter. Diese nicht vorhandene Benachteiligung nimmt man als Normalität wahr – und kommt gar nicht auf die Idee, dass nicht alle dieser Norm entsprechen. Peggy McIntosh spricht auch von einem “unsichtbaren Rucksack”, der mit Privilegien gefüllt ist, etwa dem Zugang zu Arbeitsplätzen, Wohnungen und anderen Ländern. 

Aus einer antisemitismuskritischen Perspektive lassen sich die unsichtbaren Privilegien auch als Gojnormativität bezeichnen. In ihrem gleichnamigen Buch zeigen Judith Coffey und Vivien Laumann, dass Nicht-Jüdischsein als gesellschaftliche Norm vorausgesetzt wird – jüdisches Leben ist kaum sichtbar. Da Antisemitismus vor allem in der deutschen Vergangenheit verortet wird, gibt es kaum ein Bewusstsein für aktuelle Formen antisemitischer Diskriminierung. Gojnormativ wäre zum Beispiel, dass von Juden_Jüdinnen oft erwartet wird, eine Position zu Israel zu haben oder die deutsche Erinnerungskultur zu loben, obwohl in dieser jüdische Perspektiven nur unzureichend repräsentiert sind.   

Rassismus und Antisemitismus prägen die Gesellschaft, in die wir hinein geboren werden – auch wenn wir es nicht wollen, wachsen wir mit diskriminierenden Vorurteilen auf, die unsere Weltsicht beeinflussen. Wenn eine Person etwas Antisemitisches sagt oder sich rassistisch verhält, passiert das nicht unbedingt mit Absicht. Hinter einer diskriminierenden Aussage steckt nicht zwingend die Überzeugung, dass die betreffende Personengruppe minderwertig sei. Für Betroffene ist die Absicht aber auch nicht relevant: Unabhängig davon, ob man eine Person gezielt verletzen möchte, wird diese durch eine diskriminierende Aussage abgewertet. Um zu verstehen, wie Diskriminierung funktioniert, muss man Absicht und Wirkung voneinander trennen.  

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich als demokratische Nachfolge des nationalsozialistischen Staats gegründet – in dem Menschen nach einer rassistischen und antisemitischen „Rassenlehre“ bewertet und verfolgt wurden. Bis heute sind Rassismus und Antisemitismus vor allem mit Rechtsextremismus verknüpft: „Wer rassistisch oder antisemitisch ist, ist ein Nazi!“, glauben viele. Dabei bestehen die diskriminierenden Ideologien auch nach dem Ende des Nationalsozialismus fort – sie allein in der Vergangenheit zu verorten, führt dazu, dass wir heutige Formen tabuisieren. In ihrem Selbstbild hat die deutsche Gesellschaft die NS-Zeit (inklusive ihres Antisemitismus und Rassismus) abschließend aufgearbeitet – wenn man Diskriminierung heute kritisiert, wird das oft als persönlicher Vorwurf verstanden.   

Wenn eine Person auf eine rassistische oder antisemitische Aussage hingewiesen wird, versteht sie das also oft so: „Du bist ein schlechter Mensch!“ Über Rassismus und Antisemitismus zu sprechen, ist für viele Nicht-Betroffene deshalb mit starker Verunsicherung verbunden. Sie sehen sich selbst nicht als rassistisch oder antisemitisch und können es nicht mit ihrem Selbstbild vereinbaren, etwas Diskriminierendes gesagt oder getan zu haben. Häufig fallen dann Sätze wie: „Das war doch nicht so gemeint! Sei nicht so empfindlich. Heute ist ja jede*r gleich Rassist*in/Antisemit*in. Du hast das falsch verstanden.“ Damit wird der Vorwurf abgewehrt und die Person, die darauf hingewiesen hat, zum Problem erklärt.   

Der Soziologin Robin diAngelo zufolge sind diese Abwehr-Reaktionen ein Ergebnis von “White Fragility”. Wird man dazu aufgefordert, sich kritisch mit eigenen Rassismen oder Antisemitismus auseinanderzusetzen, gerät das Weltbild ins Wanken – man will vielleicht nicht wahrhaben, dass der eigene Erfolg oder Wohlstand auch durch ungerechte Strukturen begünstigt wird und man dazu beiträgt, diese aufrechtzuerhalten. Deswegen reagieren viele in Gesprächen über Diskriminierung mit Ärger, Wut oder Angst.  

„Antisemitismus Alaaf“ –
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Antisemitische Vorurteile sind in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet: 21% stimmen klassischen antisemitischen Aussagen zu. Insbesondere seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel haben antisemitische Vorfälle in Deutschland stark zugenommen – allein im ersten Monat gab es 320% mehr Fälle als im Vorjahr. Für Juden_Jüdinnen bedeutet das, dass sie sich oft nicht mehr trauen, Gegenstände in der Öffentlichkeit zu tragen, die sie als jüdisch identifizieren könnten oder dass sie sogar beginnen, öffentliche Orte wie etwa Universitäten zu meiden.

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Menschenfeindlichen Aussagen widersprechen - aber wie?

Eine Person wird in der Bahn rassistisch angepöbelt – schreitest du ein? Dein Vater sagt etwas Muslimfeindliches am Familientisch – sprichst du ihn darauf an? Deine Freundin teilt antisemitische Verschwörungstheorien – konfrontierst du sie damit?

Situationen, in denen Personen sich menschenfeindlich äußern, sind oft überfordernd. Trotzdem ist es wichtig, als Nichtbeteiligte*r Haltung zu zeigen. Was du in Gesprächen beachten kannst, haben wir dir hier zusammengefasst.   

Wann lohnt es sich zu diskutieren?

Auch, wenn du oft schnell reagieren musst: Frage dich, was du in der Situation erreichen möchtest. Wenn die menschenfeindliche Aussage im öffentlichen Raum fällt, musst du anders an dein Gegenüber herantreten als im Privaten. In der Bahn kannst du andere Fahrgäste ansprechen und um Unterstützung bitten. Die Priorität liegt hier darauf, die betroffene Person nicht allein zu lassen und gegebenenfalls hinauszubegleiten. In privaten Räumen, wo vielleicht niemand anwesend ist, der von der Aussage direkt betroffen ist, kannst du dir dagegen Zeit zum Diskutieren nehmen – und versuchen, dein Gegenüber zum Umdenken anzuregen. Dazu helfen einige Gesprächs-Strategien:


4 Tipps für Gespräche über Rassismus und Antisemitismus

Was die Person gesagt hat, ist diskriminierend und das solltest du auch so benennen. „Deine Aussage ist rassistisch” hört sich anders an als „Du bist rassistisch” oder: „Du bist Rassist*in.” Dass sich eine Person diskriminierend äußert, heißt nicht gleich, dass sie ein geschlossenes rassistisches oder antisemitisches Weltbild hat. Wahrscheinlich möchte sich die Person nicht diskriminierend verhalten oder zumindest nicht als diskriminierend wahrgenommen werden. Wenn sie als Rassist*in bezeichnet wird, kann das deshalb zu starker Abwehr führen. Das Gespräch ist meist fairer und auch aussichtsreicher, wenn du deinem Gegenüber auch die Möglichkeit lässt, sich von dem Gesagten zu distanzieren.

Ist die diskriminierende Aussage in erster Linie emotional oder rational geprägt? Wenn sich zum Beispiel dein Vater darüber empört, dass angeblich „Ausländer” Arbeitsplätze wegnehmen, kann der Hintergrund Falschinformation sein – oder Angst um den eigenen Arbeitsplatz. Je nachdem, was dahintersteckt, kannst du die Aussage hinterfragen. Wenn euer Austausch sachlich ist, kannst du nachhaken, wen er mit „Ausländer” meint und woher die Informationen kommen. Wenn es ein emotionales Gespräch ist, geht es darum, herauszufinden, warum sich dein Gegenüber bedroht fühlt – und aufzuzeigen, dass daran keine bestimmte Personengruppe Schuld ist. Vielleicht merkst du während dem Gespräch auch, dass dein Gegenüber so stark von den eigenen diskriminierenden Aussagen überzeugt ist, dass du nicht durchdringen kannst. Dann ist es wichtig, Grenzen aufzuzeigen und zu sagen: „Auf dieser Ebene diskutiere ich nicht mit dir.”

Häufig kommt es bei diskriminierenden Aussagen zu „Themen-Hopping” - wenn du die erste Behauptung entkräftet hast, hüpft dein Gegenüber direkt zur nächsten. Dem kannst du entgegenwirken, indem du bei deinem Thema bleibst und einen Punkt nach dem anderen ansprichst. Wenn dein*e Gesprächspartner*in ausfallend wird, dich unterbricht oder laut wird, sprichst du das am besten an, dass das nicht in Ordnung ist und dass du dich damit nicht wohlfühlst. So kannst du das Gespräch verlangsamen, wenn die Diskussion sich hochzuschaukeln droht.   

Es ist wichtig, Haltung zu zeigen – dein eigenes Verhalten beeinflusst immer den Verlauf der Situation und die Außenwirkung der Äußerung. Aber du solltest auch auf dich selbst achten: Geht es dir gerade gut genug, um die Konfrontation zu suchen? Insbesondere, wenn du selbst von der diskriminierenden Aussage betroffen bist, kann es sein, dass du dich nicht sicher genug fühlst oder nicht die Energie hast, zu widersprechen. Das ist vollkommen in Ordnung, denn Selbstschutz geht vor. Auch als nichtbetroffene Person ist es wichtig, Exit-Strategien zu haben: Das kann heißen, andere miteinzubeziehen oder das Gespräch zu beenden – mit einer deutlichen Ansage. Die könntest Du zum Beispiel so formulieren: „Ich gehe jetzt, weil ich auf dieser Ebene das Gespräch nicht fortsetzen möchte.”   

„Das war doch nicht so gemeint!” – Häufige Aussagen über Diskriminierung & Fakten, die dagegensprechen

Das Argument der vermeintlichen Einzelfälle wird häufig vorgebracht, wenn über Fälle von rassistischer oder antisemitischer Diskriminierung bis hin zu Gewalt gesprochen wird. Damit gerät aber aus dem Blick, dass Antisemitismus und Rassismus strukturell in unserer Gesellschaft verankert sind und dass diskriminierende Übergriffe für Betroffene leider zum Alltag gehören. Das spiegelt sich auch in den Zahlen: Die meisten Muslim*innen, Juden_Jüdinnen und BPOC haben schon Übergriffe und Diskriminierung erlebt.  

  78% der befragten muslimischen oder muslimisch gelesenen Personen gaben 2023 an, von antimuslimischen Übergriffen und Diskriminierung betroffen zu sein.

Bei der Studie „Being black in the EU“ (2023) schnitt Deutschland am schlechtesten ab: 76% der afrodeutschen und Schwarzen Befragten gaben an, dass sie in den vorangegangenen Jahren rassistische Diskriminierung erfahren haben. 

89% von befragten Jüdinnen_Juden gaben bereits 2018 an, dass Antisemitismus zugenommen hat. Seit dem 7. Oktober verzeichnen Meldestellen einen besonders starken Anstieg antisemitischer Vorfälle: Allein im ersten Monat gab es 320% mehr Fälle als im Vorjahr. 

Rassist*innen und Antisemit*innen sind angeblich immer die anderen – aber so ganz stimmt das nicht. Denn Rassismus und Antisemitismus sind keine individuellen Einstellungen, sondern strukturelle Denkmuster unserer Gesellschaft. Es sind Konstrukte, die über Jahrhunderte gewachsen sind. Und auch wenn viele Rassismus und Antisemitismus grundsätzlich ablehnen, haben doch die meisten diskriminierende Stereotype verinnerlicht. 

21% der Deutschen stimmen klassisch antisemitischen Aussagen zu. 

Etwa jede*r Zweite in Deutschland stimmt muslimfeindlichen Aussagen zu. 

Fast die Hälfte der Menschen (49%) glaubt noch an die Existenz menschlicher „Rassen“  

Werden Personen, die diskriminierende Aussagen getätigt haben, konfrontiert, war es oft „nur ein Witz“, „nicht so gemeint“, oder „doch halb so wild“. Das mag für die Person, die das sagt, so sein – aber die Intention hinter einer Aussage ist unwichtig, wenn eine Person dadurch verletzt wird. Viele Betroffenen haben solche „Witze“ schon 100-mal gehört. Diese „kleinen“ Rassismus- oder Antisemitismuserfahrungen nennen sich Mikroaggressionen.

Mikroaggressionen sind alltägliche verbale Äußerungen wie Kommentare oder Fragen, aber auch Verhaltensweisen, die Diskriminierung reproduzieren. Diese vermeintlich „kleinen“ Vorfälle summieren sich und können für Betroffene weitreichende Auswirkungen haben. Viele Betroffene fühlen sich unsicher und unwohl und bekommen das Gefühl vermittelt, nicht zugehörig zu sein.  

Du hast Diskriminierung erlebt und suchst nach Beratung und Unterstützung? Hier findest du Beratungsstellen in deiner Umgebung.


Die Antidiskriminierungskampagne „Komisch, oder?“ wird gefördert von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. 


Sie haben Fragen? 
Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail.

Astrid Kasperek
(sie/ihr - she/her)
Tel.: 069 / 56 000 253
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