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Heute vor 90 Jahren, am 30. Januar 1933, ernannte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Dieser Tag markiert das Ende der Weimarer Republik. Die Nationalsozialist*innen feierten ihre Machtübernahme mit einem Fackelzug durch das Brandenburger Tor. Nach der Ernennung zum Reichskanzler hebelten Hitler und die NSDAP das demokratische System Stück für Stück aus und errichteten eine Diktatur. 

Wie kam es dazu? 
Bereits vor 1933 war die Demokratie in Deutschland sehr instabil – die Weimarer Republik war geprägt von wirtschaftlichen und politischen Krisen. Nachdem 1930 die Große Koalition aus mehreren Parteien zerbrach, bestand die Politik aus Notverordnungen, deren Aufhebungen durch das Parlament, mehrfachen Auflösungen des Reichstages und Neuwahlen. Die NSDAP erhielt immer mehr Stimmen und etablierte sich so weit, dass sie den Reichspräsidenten Hindenburg überzeugen konnte, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. 

Der Weg in die Diktatur 
Obwohl die Ministerposten zunächst mehrheitlich nicht von der NSDAP besetzt waren, gelang es der Partei und Hitler in kürzester Zeit die Demokratie auszuhöhlen. Zunächst wurde der Reichstag aufgelöst. Außerdem ging man massiv gegen politische Gegner*innen sowie jüdische Beamt*innen vor. Bis zu den Neuwahlen waren die demokratischen Grundrechte außer Kraft gesetzt. Am 24. März 1933 beschloss der Reichstag mit einer – teilweise erzwungenen – Zweidrittelmehrheit das Ermächtigungsgesetz, mit dem die demokratische Gewaltenteilung abgeschafft wurde. Im August 1934 wurde Hitler offiziell als „Führer und Reichskanzler“ bestätigt.  

„Machtübernahme“ oder „Machtergreifung“? 
Teilweise wird auch von einer „Machtergreifung“ gesprochen – ein Begriff, der eine Erfindung der NS-Propaganda ist und suggeriert, dass es sich um einen gewaltsamen, nicht legalen Vorgang handelt. Allerdings wurde die NSDAP demokratisch gewählt, obwohl ihre menschen- und demokratiefeindlichen Einstellungen bekannt waren. Das bedeutet auch, dass große Teile  der Bevölkerung die antisemitische und rassistische Ideologie der Nazis befürwortet haben. 
   


Anmerkung:

Auf unseren Beitrag hin, kamen auf Instagram viele Rückfragen rund um die Diskussion zu den Begriffen der "Machübernahme" beziehungsweise "Machtübergabe". Daraufhin haben wir uns erneut mit den unterschiedlichen Begriffen beschäftigt und folgendes ergänzt:

"Vielen Dank für eure Rückmeldung zum Begriff der 'Machübernahme'. Wir freuen uns über den überwiegend konstruktiven Austausch. Auch wir haben im Vorfeld darüber diskutiert, welchen Begriff wir hier am besten verwenden sollten.

'Machtergreifung' ist die propagandistische Verschlagwortung der Nationalsozialist*innen rund um den aufwändig inszenierten Prozess von der 'Amtseinführung' bis zum 'Tag von Potsdam'. Zusätzlich impliziert der Begriff, dass dies ein quasi revolutionärer Akt gewesen wäre, und bedingt damit auch Entlastungserzählungen.

Die Nationalsozialist*innen selbst verwendeten zu Beginn ihrer Herrschaft den Begriff 'Machtergreifung', um den revolutionären Charakter zu unterstreichen, gingen jedoch zunehmend zum legalisierenden und normalisierenden Begriff der 'Machtübernahme' über, um die negative Konnotation der Unrechtmäßigkeit zu vermeiden. Sie behielten aber teilweise die Begriffe von 'Nationaler Erhebung', 'Wiedergeburt' und 'Revolution' bei, um ihre völkische Legitimation zu begründen. Auch das Wort Ermächtigungsgesetz ist in diese Narration einzuschreiben. Also danke an die Ergänzung zur Kritik am Begriff der 'Machtergreifung' von einigen in den Kommentaren!
Alternativ wird auch der Begriff der 'Machtübergabe' verwendet, um zu zeigen, dass eine gewählte Partei ihre Regierungskompetenzen nutzte, um die Demokratie auszuhöhlen."

Das Haus der Wannseekonferenz hat thematisch daran anschließend ein sehr informatives Video gepostet, das zusammenfasst, wieso der Begriff der "Machtübergabe" verwendet wird. Daran werden wir uns zukünftig orientieren werden. Das Video findet ihr auf dem Instagram-Profil des Haus der Wannseekonferenz.