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Der feministische Aufstand der Frauen in Iran wird mit allen Mitteln bekämpft: Da ist die Gewalt des Regimes auf der Straße, da sind die willkürlichen Verhaftungen und der Sturm auf die Shariff-Universität. Dazu gehört außerdem das Ausstreuen abstruser Anschuldigungen: etwa die jüngste Erklärung von Revolutionsführer Khamenei, hinter den Protesten stünden amerikanische und israelische Agenten. 

An diesem Beispiel wird gut klar, welche politische Funktion Verschwörungstheorien haben. Die Schuldsuche bei anderen soll ablenken von massiver Unzufriedenheit mit dem System der „Islamischen Republik“, die nur durch die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung funktionieren kann. Das Regime knüpft dabei an alte Feindbilder an: In Iran gehört die Vernichtung Israels, das hier nur als “das zionistische Gebilde” bezeichnet wird, zur Staatsdoktrin; bei staatlich organisierten Demonstrationen sollen die Teilnehmenden „Tod für Amerika“ und „Tod für Israel“ rufen. Der frühere Revolutionsführer Khomenei ist Erfinder des al Quds-Tages, an dem für die Befreiung „ganz Palästinas“ und gegen die Existenz Israels demonstriert werden soll. 

  Der Hass auf Israel und die USA ist antisemitisch grundiert und knüpft an uralte Verschwörungstheorien an, etwa an die berüchtigte Fälschung “Die Protokolle der Weisen von Zion”. Demnach würden Juden über den US-Imperialismus die Welt beherrschen und die vermeintlich homogenen und friedlichen Völker mit künstlich inszenierten Revolutionen “zersetzen”, um sie leichter beherrschen zu können. Regelmäßig organisiert Iran geschichtsrevisionistische Konferenzen, bei denen die Relativierung oder Leugnung des Holocausts im Zentrum steht (z.B. 2006, 2014 und 2019), auch ein Karikaturenwettbewerb entsprechenden Inhalts fand in Iran statt. Die antiisraelische Propaganda hat auch Wirkung auf Jüdinnen und Juden in Iran: Sie müssen sich öffentlich von Israel distanzieren und dürfen keine Kritik an iranischer Politik üben.

  In den Stellungnahmen des Regimes zeigt sich deutlich, wie sich menschenfeindliche Weltbilder ergänzen, im Falle Irans Sexismus und Antisemitismus: Weil Frauen nicht zugetraut wird, die jüngsten Proteste selbst organisiert zu haben, wird ihnen unterstellt, im Auftrag mächtiger Hintermänner, eben der Juden zu handeln.

  Wir unterstützen die Proteste in Iran solidarisch und haben ein paar Ideen gesammelt, wie man die Menschen vor Ort unterstützen kann: Zum Blog-Beitrag Solidarität mit den Menschen im Iran.