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10. Februar 2022


Eine Filmeinschätzung unserer Bildungsreferentin Céline Wendelgaß zur neuen Netflix-Produktion, die sich mit der Freundschaft von Anne Frank und Hannah Pick-Goslar beschäftigt.

Als ich zu Beginn meines Studiums vor einigen Jahren anfing, in der Ausstellung „Anne Frank. Ein Mädchen aus Deutschland“ zu arbeiten, wurde mir schnell klar: Obwohl ich das Tagebuch von Anne Frank gelesen hatte, gab es noch so viel zu lernen, so viel, was ich noch nicht wusste. Mit am tiefsten eingeprägt hatten sich mir die Aufnahmen eines Interviews mit Hannah Pick-Goslar, der Freundin von Anne Frank, um deren Lebensgeschichte sich auch der neue Film “Meine beste Freundin Anne Frank” dreht. Der Film gibt die Möglichkeit, mehr über “Hanneli” (so nannte Anne ihre Freundin) zu erfahren. Über ihre Familie, über ihre Gefühle und ihre sehr enge Freundschaft zu Anne, von der sie bis heute immer wieder erzählt. Hanneli wurde 1943 mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester deportiert, ihre Mutter und das ungeborene Geschwisterkind waren bei der Geburt verstorben.

Anne erfuhr davon und schrieb dazu im November 1943: „Gestern vor dem Einschlafen stand mir plötzlich Hanneli vor den Augen. Ich sah sie vor mir, in Lumpen gekleidet, mit einem eingefallenen und abgemagerten Gesicht. Ihre Augen waren sehr groß, und sie sah mich so traurig und vorwurfsvoll an, dass ich in ihren Augen lesen konnte: ‘O Anne, warum hast du mich verlassen? Hilf, o hilf mir, rette mich aus dieser Hölle!’ […] Warum wurde ich dann auserwählt, um zu leben, und sie musste womöglich sterben? Welcher Unterschied war zwischen uns? Warum sind wir jetzt so weit voneinander entfernt?“

Die beiden sollten sich tatsächlich wiedersehen – 1945, in Bergen-Belsen. Hanneli, ihr Vater und ihre kleine Schwester Gabi hatten Pässe fürs Ausland und waren daher in einem besseren Teil des Lagers untergebracht, da sie für den Tausch für gefangene deutsche Soldaten vorgesehen waren. Anne und ihre Schwester Margot befanden sich in einem später errichteten Teil.

Tatsächlich trafen sich Anne und Hanneli noch zweimal am Zaun zwischen den beiden Lagerteilen; sehen konnten sie sich nicht, da der Zaun verkleidet war. Hanneli warf Anne ein Päckchen gesammelter Dinge über den Zaun, da es Anne bereits sehr schlecht ging und sie kaum etwas besaß. Wie wir wissen, kam alles anders, als Anne es in ihrem Tagebuch aufgeschrieben hatte. Hannah überlebte, Anne nicht. All das erzählt der Film auf Grundlage eines Romans, der mit Hilfe von Hannah Pick-Goslar geschrieben wurde.

Der Film “Meine beste Freundin Anne Frank” ist die erste niederländische Produktion zu Anne Frank und über den Streaming-Dienst Netflix zu sehen. Er eröffnet eine andere Perspektive auf Anne Frank, aber auch auf ihre Freundin Hannah Goslar und ihre Lebensgeschichte. Für die intensivere Auseinandersetzung mit der Thematik durchaus empfehlenswert!