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Nicht nur in den großen Städten, auch auf dem Land griff ein enthemmter Mob jüdische Menschen an und setzte religiöse Stätten in Brand.

Sie stürmten Wohnungen, verwüsteten Läden, schändeten Friedhöfe. Hunderte Menschen wurden dabei ermordet, unzählige mehr verletzt.

Während die Nazis die Ausschreitungen als spontane Äußerungen des Volkszorns bezeichneten, organisierten in Wahrheit SA und SS unter aktiver Teilnahme von Polizei und Feuerwehr den Pogrom. Auch die Hitlerjugend und einzelne Unternehmer hetzten die Bevölkerung auf. In der Folge wurden fast 30.000 Jüdinnen und Juden in „Schutzhaft“ genommen und in KZs deportiert. Unter den grausamen Bedingungen kamen dort noch einmal Hunderte ums Leben.

Die Verbrechen vom 9.11. markierten eine neue Qualität der antisemitischen Repression. Die staatliche Billigung und Förderung von offener Gewalt wird von vielen Historiker*innen als Vorbereitung der weiteren Vernichtungspolitik gesehen. Hervorzuheben ist auch das Bereicherungsinteresse des Regimes, das die Pogrome für Arisierungen nutzte, die wiederum die Kriegsvorbereitungen finanzieren sollten.

Für die Opfer der Ausschreitungen war besonders schmerzhaft, dass frühere nicht-jüdische Freund*innen oder Bekannte, die Ausschreitungen duldeten, sich versteckten, nichts sagten – oder plötzlich in der johlenden Menge auftauchten. Es gibt kaum Berichte von aktivem Widerstand gegen die Pogrome – insofern dienten sie den Nazis auch als Machtdemonstration nach innen.

Der 9.11. steht als Tag des Gedenkens an die Ausschreitungen leider auch heute unter Beschuss. Immer häufiger nutzen fragwürdige politische Gruppierungen das historisch aufgeladene Datum, um ihrer eigenen Agenda mehr Reichweite zu verleihen – etwa die Querdenken-Bewegung, die auch für heute wieder Demos angemeldet hat. Diese Gruppen erhoffen sich von der Empörung über das Datum ihrer Veranstaltung mehr Reichweite – und instrumentalisieren damit die Novemberpogrome.