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12. April 2023


Was der Begriff Querfront bedeutet und warum es eine Strategie der Neuen Rechten ist. 

Wann spricht man von einer Querfront?

Der Begriff bezeichnet den Versuch rechter Akteur*innen, linke Themen für sich zu vereinnahmen, um mehr gesellschaftliche Macht zu erhalten. Damit eine Mobilisierung quer durch die politischen Lager möglich wird, behaupten Querfrontler*innen oft von sich, jenseits von Links und Rechts zu stehen.

Der Begriff “Querfront” kam in den letzten Jahren der Weimarer Republik auf. Ab 1930 regierte ein sogenanntes Präsidialkabinett ohne demokratische Mehrheit, sondern mithilfe von Notstandsgesetzen. Um die breite Bevölkerung wieder hinter sich zu bringen, wollte der damalige Reichskanzler Kurt von Schleicher eine Querfront von der NSDAP bis zu den Gewerkschaften bilden. 

Die Querfront kommt von rechts 

Querfrontbestrebungen von rechter Seite gab und gibt es immer wieder. Dabei versuchen rechte Akteur*innen, soziale Themen im Sinne ihrer nationalistischen Politik umzudeuten. Auf einmal geht es nicht mehr um soziale Gerechtigkeit, sondern um die Rettung von Familie und Nation vor “denen da oben”. Damit reproduzieren die Querfrontler*innen antisemitische Bilder und Verschwörungserzählungen. Solche rechten Umdeutungen von linken Themen fanden sich in den vergangenen Jahren zum Beispiel bei den globalisierungskritischen Protesten Anfang der 2000er, den Mahnwachen für den Frieden 2014 oder auch den Querdenken-Demonstrationen im Zuge der Pandemie.

Was ist mit den Linken in der Querfront?

Aktuell wird im Zusammenhang mit den sog. Friedensdemos rund um den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine immer wieder von einer Querfront zwischen Links und Rechts gesprochen. Allerdings ist fraglich, ob Politiker*innen wie Sahra Wagenknecht überhaupt noch “linke” Positionen vertreten – seit Jahren äußert sie sich migrationsfeindlich und nationalistisch, kürzlich hieß sie die extrem Rechte auf ihrer Kundgebung willkommen. Wenn eine deutliche Abgrenzung nach rechts ausbleibt, können sich Kräfte der Neuen Rechten umso besser als „ganz normaler“ Teil einer breiten Friedensbewegung inszenieren.

Wer nutzt die fehlende Abgrenzung nach Rechts?

AfD, Compact oder die Identitären - die Offenheit der Friedensdemonstrationen nach Rechts ist für viele rechte Akteur*innen eine willkommene Gelegenheit. Auch Götz Kubitschek, der den rechten Think Tank “Institut für Staatspolitik” gegründet hat, instrumentalisiert Figuren wie Wagenknecht, um neue Zielgruppen für rechte Propaganda zu erschließen. Es muss deshalb genau beobachtet werden, wer sich auf Friedensdemos tummelt – und wie die extreme Rechte davon profitiert. 


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