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Pride Month und Intersektionalität
Es geht um das selbstbewusste und starke Signal, dass Vielfältigkeit, Akzeptanz und der respektvolle Umgang miteinander mittlerweile breit geteilt sind, über Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen hinweg.
Eine Selbstverständlichkeit ist dies nach wie vor nicht – denn das Abweichen und Durchbrechen von dem, was als „Heteronormativität“ bezeichnet wird, also die Vorstellung, es dürfe nur Frau und Mann geben und im nächsten Schritt ausschließlich heterosexuelle Beziehungsmodelle, wird von einigen Menschen noch immer massiv und teilweise gewaltvoll abgelehnt. Wir-Gruppen werden konstruiert, die „das Andere“ ablehnen, stigmatisieren, dämonisieren.
Deswegen geht es im Pride Month auch immer wieder darum, Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen und Marginalisierungen zu thematisieren und sichtbar zu machen. Auf das sie verstanden und gesehen werden, und Fortschritte, die im Kampf um Akzeptanz und Gleichberechtigung bereits gemacht wurden, nicht steckenbleiben.
Gerade das Ineinandergreifen von LGBTIQ+-Feindlichkeit und Rassismus spielt hierbei eine große Rolle. Wirken mehrere Diskriminierungsmechanismen zusammen, wird in der Regel der Begriff „Intersektionalität“ gebraucht. Die Idee dahinter ist so prägnant wie anschaulich: Eine Person, die auf einer Straßenkreuzung (engl. „intersection“) steht, ist besonders verletzlich, sie hat ein hohes Unfallrisiko. Die sich kreuzenden Straßen symbolisieren verschiedene Diskriminierungsformen, zum Beispiel Rassismus und LGBTIQ+-Feindlichkeit. Überlagern diese Formen einander – „kreuzen“ sie sich also – ergibt sich für die Person im Zentrum dieser Kreuzung eine Situation, in der sie mehrfach von Beleidigungen, Beschimpfungen und Angriffen bedroht ist.
Blickt man auf aktuelle Beispiele aus dem Hessen schaut hin-Monitoring, wird schnell klar, was dies für Betroffene bedeuten kann: In Kassel wurden Menschen beim CSD mit Pfefferspray attackiert, beleidigt, körperlich bedrängt. In Frankfurt wurde eine Person mitten in einer belebten S-Bahn-Station zunächst rassistisch beleidigt, dann von einer Ebene des Bahnhofs zur nächsten verfolgt. Vermutlich um der eigenen Aggression noch mehr Nachdruck zu verleihen, verpackte die angreifende Person ihren Rassismus in explizit homosexuellenfeindliche Worte – ein Phänomen, das sich auch in der noch immer existierenden Benutzung des Wortes „schwul“ für etwas oder jemanden, der abgelehnt wird, widerspiegelt.
Aus einer solchen Koppelung von rassistischen Vorstellungen mit ausdrücklich LGBTIQ+-feindlichem Denken, die beide eine Ungleichwertigkeit zwischen Menschen behaupten, kommt es zu Situationen wie Anfang des Jahres in Frankfurt: In der Innenstadt wurde eine Gruppe von mehreren Personen, die sich als LGBTIQ+ definieren, körperlich angegriffen und mit einem gefährlichen Gegenstand bedroht. Auch dies wurde von rassistischen Äußerungen begleitet – Tatmotivationen verstärken sich gegenseitig, und die Betroffenen finden sich unvermittelt inmitten der sinnbildlichen Straßenkreuzung wieder.
Deswegen ist es wichtig, jede Form von Diskriminierung und menschenfeindlicher Ideologie ernst zu nehmen und gemeinsam dagegen anzukämpfen. Jede Beleidigung und jeder Angriff verletzen die Betroffenen, umso mehr, wenn sie sich in mehrerlei Hinsicht wehren müssen. Der Pride Month ruft dazu auf, dass Menschen, die sich als LGBTIQ+ identifizieren, sich zusammenschließen – und appelliert an jene, die sich diesem Kampf anschließen wollen, mit derselben Vehemenz für Akzeptanz und Gerechtigkeit einzutreten. Das bedeutet auch, die Vielfältigkeit der Menschen in jeglicher Hinsicht zu respektieren und für sie einzutreten. Nicht nur im Juni, sondern an jedem Tag im Jahr.