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23. November 2021


Zum 29. Jahrestag des rassistischen Brandanschlags von Mölln.

In der Nacht vom 23. November 1992 werden Yeliz Arslan, Ayşe Yılmaz und ihre Großmutter Bahide Arslan durch einen Brandsatz von Neonazis ermordet, neun weitere Menschen zum Teil schwer verletzt. Die Täter hatten noch in derselben Nacht die Feuerwehr angerufen und „Heil Hitler“ geschrieen. Dennoch wurde Faruk Arslan, der in dieser Nacht Nichte, Tochter & Großmutter verlor, von den Behörden als Verdächtiger behandelt.

Nach der Tat weigerte sich der damalige Kanzler Kohl, der Gedenkveranstaltung beizuwohnen, er sprach von „Beileidstourismus“.

Bis heute bleibt das Andenken an die Geschehnisse umkämpft. Ibrahim Arslan, der zur Tatnacht erst 7 Jahre alt war und nur überlebte, weil seine Großmutter ihn in nasse Tücher wickelte, rief 2013 die „Möllner Rede im Exil“ ins Leben.

Anlass war die Kritik an einer Trauerveranstaltung der Stadt Mölln, in denen die Wünsche und Stimmen der Hinterbliebenen zur Randnotiz wurden; für sie war offenkundig die Rolle von
Statisten vorgesehen. Seitdem wird die „Möllner Rede im Exil“ jedes Jahr in einer anderen Stadt abgehalten, Anfang dieses Monats etwa in Kiel.

Zusammen mit den Anschlägen von Solingen, Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen markierte Mölln die traurigen Höhepunkte einer ganzen Ära rechten Terrors. Motiviert durch einen neuentfachten Nationalismus im Zeichen des Mauerfalls und der deutschen

Einheit sowie durch eine Haltung in Politik und Medien, die den rechten Diskurs um die „Asyldebatte“ mittrug, nahm die Gewalt der 90er Jahre grausame Ausmaße an - und wirkt bis heute nach.

Das Jahrzehnt nach der Wende sollte Grundlage werden für die Radikalisierung vieler weiterer rechter Terroristen, wie etwa dem Mörder von Walter Lübcke oder dem NSU und seinem Netzwerk.

Wir gedenken Yeliz Arslan, Ayşe Yılmaz, Bahide Arslan und allen Überlebenden des Anschlags von Mölln.