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Die Sicherheitstür zum Gotteshaus, in dem sich zu dem Zeitpunkt mehr als 50 Jüdinnen und Juden aufhielten, hielt dem Beschuss des Täters Stand.

  Nachdem es dem Täter nicht gelingt, die Türe zu überwinden, erschießt er die Passantin Jana L. und den Auszubildenden Kevin S., der im benachbarten Imbiss „Kiez-Döner“ sitzt. Auf der Flucht schießt er auf İsmet T. und fährt Aftax I. mit dem Auto an. Bei seiner Verurteilung im Dezember 2020 erkennt das Gericht hier weder einen versuchten Mord noch ein rassistisches Tatmotiv.    Weitere Personen werden teils schwer verletzt. Darunter sind Jens Z. und Dagmar M., die im knapp 15 km entfernten Wiedersdorf beim Versuch, ein weiteres Fluchtfahrzeug zu beschaffen, angeschossen werden.   Der Täter handelte am höchsten jüdischen Feiertag, dem Versöhnungsfest Jom Kippur. Er war digital vernetzt, äußerte sich klar antisemitisch und rassistisch, wollte seine Tat livestreamen. Seit 2020 ist er zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Attentat von Halle hat das Sicherheitsgefühl von Jüdinnen und Juden in Deutschland zutiefst erschüttert: Der Anschlag zeigt, wie präsent und gefährlich Antisemitismus noch immer ist.

Der Anschlag von Halle war keine Einzeltat, sondern Ergebnis rechtsextremer Netzwerke. Die Sicherheitsbehörden sind seither noch stärker gefordert, sich mit digitaler Radikalisierung auseinandersetzen, um rechtsextreme Gewalt zu verhindern.

  Die Gesellschaft ist gefordert, angemessene Formen des Gedenkens zu finden: Am dritten Jahrestag des Anschlags ist ein Marathon in der Innenstadt von Halle geplant, der das Gedenken vom zentralen Marktplatz verdrängt. Viele Akteure vor Ort halten das für das falsche Signal an die Öffentlichkeit – Erinnerung braucht Platz.