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80 Jahre, nachdem sie mit dem Schreiben begann

Wann hat Anne Frank ihr Tagebuch geschenkt bekommen?

Am 12. Juni 1942 hat Anne Frank zu ihrem Geburtstag ein rot-kariertes Poesiealbum geschenkt bekommen, das sie von da an als Tagebuch benutzt. Sie hatte sich ein Tagebuch gewünscht und es sich auch selbst in einer Buchhandlung ausgesucht. Anne schreibt sehr gerne in ihr Tagebuch und notiert in einem Nachtrag zu ihrem ersten Eintrag: „Ich habe bis jetzt eine große Stütze an dir gehabt. Auch an Kitty, der ich jetzt regelmäßig schreibe. Die Art, Tagebuch zu schreiben, finde ich viel schöner, und ich kann die Stunde fast nicht abwarten, wenn ich Zeit habe, in dich zu schreiben. Ich bin, oh, so froh, dass ich dich mitgenommen habe.“ Als Anne am 12. Juni 1942 ihren ersten Eintrag verfasste, lebte die Familie noch am Merwedeplein in Amsterdam. Den Nachtrag schreibt sie, als die Familie bereits im Versteck in der Prinsengracht untergetaucht ist. 

Wann zog die Familie Frank in ihr Versteck in Amsterdam?

Am 6. Juli 1942 ist die Familie Frank nachts in das Versteck im Hinterhaus der Amsterdamer Prinsengracht 263 eingezogen. Am Tag zuvor hatte Annes Schwester Margot einen Aufruf für ein Arbeitslager im Osten erhalten. Der Familie war klar, dass dies nichts Gutes heißen konnte. Geplant hatten die Eltern Otto und Edith Frank das Versteck gemeinsam mit Helfer*innen schon länger. Otto Frank hatte zunächst noch Möglichkeiten gesucht, nach Südamerika oder in die USA zu fliehen. Als diese Versuche scheiterten, kam er zusammen mit seinem Arbeitskollegen Hermann van Pels auf die Idee, das Hinterhaus als Versteck zu nutzen. 

Eine Woche nachdem die Familie Frank ins Versteck eingezogen war, kam Familie van Pels hinzu. Da die Situation für Jüdinnen und Juden in den Niederlanden sich zusehends verschlechterte, entschieden die Versteckten, noch eine weitere Person im Hinterhaus aufzunehmen. Über Kontakte von Miep Gies kam der Zahnarzt Fritz Pfeffer ins Gespräch und zog im November 1942 ebenfalls ins Versteck ein. 

Hatte Anne mehrere Tagebücher?

Wenn von Anne Franks Tagebuch die Rede ist, wird dabei meistens an das kleine karierte Poesiealbum gedacht, das sie zu ihrem 13. Geburtstag bekommen hat. Anne hatte aber einen so großen Drang zu schreiben, dass dieses Poesiealbum schon im Dezember 1943 vollgeschrieben war. Deshalb hat sie weitere Tagebucheinträge in zwei Schulheften und auf etwa 300 losen Blättern notiert.

Wer ist Kitty?

„Liebe Kitty …“ – so fangen viele Einträge im Tagebuch an. Doch wer ist damit eigentlich gemeint?

Anne Frank benannte Kitty nach einer Figur aus der Buchreihe „Joop ter Heul“ der Schriftstellerin Cissy van Marxveldt. Darin geht es um eine Clique von Freundinnen, die zusammen Abenteuer erleben und einzelne Teile sind in Briefform verfasst. Anne hatte bereits vor der Zeit im Versteck mit der Lektüre begonnen.

Tatsächlich hat Anne Frank ursprünglich aber gar nicht alle Briefe an Kitty geschrieben. Es gibt verschiedene Personen, an die sie ihre Einträge richtete. Zum einen Figuren aus der Buchreihe, neben Kitty zum Beispiel noch Pop, aber auch reale Freundinnen wie Jacqueline van Maarsen und Menschen, die sie sich selbst ausgedacht hat.

Gibt es unterschiedliche Versionen des Tagebuchs?

Es gibt nicht nur eine Version des Tagebuches. Anne Frank hat das Tagebuch zunächst einfach für sich selbst geschrieben. Nachdem die Versteckten im Hinterhaus eine Radioansprache des niederländischen Ministers Gerrit Bolkestein aus dem Londoner Exil gehört haben, fing Anne an, ihr Tagebuch umzuschreiben. Bolkestein hatte die niederländische Bevölkerung darum gebeten, alle Dokumente aus der NS-Besatzungszeit aufzubewahren, damit nach dem Krieg jeder davon erfahren könne, was die Menschen mitgemacht haben. Anne bearbeitete ihr Tagebuch daraufhin mit dem Ziel, es später als Roman „Het Achterhuis“ (Das Hinterhaus) zu veröffentlichen. Die Erstveröffentlichung des Tagebuchs vom 25. Juni 1947 entspricht einer dritten Version, die Otto Frank aus dem ursprünglichen Tagebuch und Annes umgeschriebener zweiter Fassung zusammengestellt hat.

Wer rettete das Tagebuch?

Ohne Miep Gies, die Helferin der Familie Frank, hätten wir alle heute vielleicht gar nicht die Möglichkeit, Annes Tagebuch zu lesen oder darüber zu sprechen. Nachdem die Untergetauchten im August 1944 verhaftet wurden, ging Miep Gies ins Hinterhaus und sicherte viele private Gegenstände, etwa Fotos und Kleidungsstücke. Und sie sammelte auch Annes Tagebücher und alle losen Papiere, die sie finden konnte, ein. In einer Schublade bewahrte sie alles auf, um die Schriftstücke Anne nach ihrer Rückkehr aus den Lagern geben zu können. Erst als sich bestätigte, dass Anne und Margot im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen Belsen gestorben waren, übergab Miep Gies die Tagebücher und Schriften an Otto Frank.

Schrieb Annes Schwester auch ein Tagebuch?

Anne ist nicht die Einzige, die im Hinterhaus ein Tagebuch führte. Auch ihre Schwester Margot hat Tagebuch geschrieben. Davon berichteten die Helferin Miep Gies und auch Otto Frank. Anders als die Tagebücher von Anne, sind die von Margot jedoch nicht erhalten. Miep Gies hatte das Hinterhaus durchsucht, in der Hoffnung auch Margots Tagebuch zu finden, aber ohne Erfolg. Es wird vermutet, dass Margot ihr Tagebuch vielleicht mitgenommen hat.

Was ist der Anne Frank Tag? 

Um an die Botschaft des weltberühmten Tagebuchs von Anne Frank zu erinnern, haben wir 2017 den Anne Frank Tag ins Leben gerufen, den wir seither gemeinsam mit der Stadt Frankfurt und vielen weiteren Akteur*innen aus Kultur, Politik und Zivilgesellschaft am und rund um ihren Geburstag in Frankfurt am Main veranstalten.

Jetzt mehr erfahren über den Anne Frank Tag!