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Wir gedenken Gürsün İnce (27), Hatice Genç (18), Gülüstan Öztürk (12), Hülya Genç (9) und Saime Genç (4). 

  Am 29. Mai 1993 wurden sie Opfer eines rassistisch motivierten Brandanschlags. Die fünf jungen Frauen und Mädchen wohnten mit ihrer Familie in einem Einfamilienhaus im nordrhein-westfälischen Solingen,. Bei dem Anschlag wurden 14 weitere Familienmitglieder zum Teil lebensgefährlich verletzt. 

  Der Brandanschlag reihte sich ein in eine Welle rechter und rassistischer Gewalt, die seit der Wiedervereinigung in Deutschland zahlreichen Menschen das Leben kostete. Das “Besondere” an diesem Anschlag: Rechte Gewalt wurde bis dahin vor allem als Problemder neuen Bundesländer verstanden. Mit Solingen zeigte sich, dass es sich um eine deutschlandweite Gewaltwalle handelte. Dem Anschlag voraus ging ein rassistisch geprägter Wahlkampf, in dem viele Parteien und Medien Stimmung gegen Migrant*innen, Gastarbeiter*in und Asylsuchenden machten. Gerade einmal drei Tage vor dem Anschlag hatte der Bundestag eine Änderung des Asylrechts beschlossen, die es Asylsuchenden fast unmöglich machte, in Deutschland Asyl zu bekommen.  

  Durch politische Signale wie diesen sogenannten “Asylkompromiss” entstand bei Rechten und Neonazis der Eindruck, ihr Hass auf "Ausländer" und "Migranten" sei Common sense, und ihre Gewalttaten würden von Politik und Gesellschaft nicht nur gebilligt, sondern heimlich unterstützt. Fast 30 Jahre nach dem Anschlag von Solingen sind rassistische Aussagen in der öffentlichen und medialen Debatte um Flucht und Migration keine Seltenheit. Und auch die Anschläge in #Halle, #Hanau oder #Kassel zeigen, dass rechte Gewalt noch heute akut ist. Die extrem gewalttätigen, sogenannten “Baseballschläger”-Jahre scheinen zwar einstweilen vorbei, doch Gewaltbereitschaft und zunehmende Radikalisierung dürfen niemals unterschätzt werden, wie der jüngst nur knapp vereitelte Anschlag in #Essen deutlich machte.   

  In Frankfurt am Main wird auch in diesem Jahr wieder eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Anschlags von Solingen stattfinden: Der sogenannte Hülya-Tag beginnt heute um 14 Uhr mit einer Kundgebung in Bockenheim am Hülya-Platz mit anschließender Demonstration über die Leipziger Straße zum Offenen Haus.