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Text: Ayesha Khan / Armin Razmpush
Datum: 27. August 2021
 


Im Zuge der Machtergreifung der Taliban in Afghanistan und der Diskussion um die Aufnahme von Geflüchteten werden in Deutschland wieder zahlreiche rassistische Diskurse aufgerufen, besonders in den sozialen Medien. Die Analyse verschiedener gängiger Argumentationsmuster veranschaulicht, wie Kulturrassismus funktioniert und welche Bedürfnisse er erfüllt.

 
"Die sind einfach nicht fähig zur Demokratie."
Eine Argumentation, die Afghan*innen als ahistorischem Kollektiv negative Eigenschaften zuschreibt. Unter den Tisch fallen die geschichtlichen und politischen Voraussetzungen, unter denen die Taliban zur Macht gelangen konnten. Die Arbeit afghanischer Demokratieaktivist*innen wird ignoriert, gleichzeitig wird der Westen entlastet. Schuld hat allein die “Kultur”, die dem vermeintlichen Kollektiv unveränderlich und quasi genetisch eingeschrieben ist.
 
"Wenn wir jetzt Geflüchtete aufnehmen, kommen auch die Taliban."
Auch hier sind Afghan*innen ein Kollektiv, ohne Individuen: In Afghanistan gibt es Taliban, also sind alle Afghan*innen immer auch ein bisschen Taliban. Eine klassische Täter-Opfer-Umkehr: Die Fliehenden werden für die Taten ihrer Verfolger verantwortlich gemacht. Ähnlich funktioniert auch das Argument “Die sollen in ihrem eigenen Land gegen die Taliban kämpfen” – wer flieht, habe demzufolge nicht genug “gekämpft”.

  "2015 darf sich nicht wiederholen.” 
Hier wird offen an der rechten Legende um das “Krisenjahr” 2015 weitergestrickt – auch im Hinblick auf den Wahlkampf. Die humanitären Katastrophen und ihre Ursachen, die überhaupt erst zur Flucht führen, treten in den Hintergrund; Schutzsuchende sind “Zuwanderer”, werden als “Schwemme” entmenschlicht. Auch hier geht es darum, Verantwortung abzustreifen und sich selbst moralisch zu entlasten.